Mehr als 250 Bernstein-Exponate aus über vier Jahrhunderten: Die Stadt Ribnitz-Damgarten erwirbt bedeutende Sammlung

Die Bernsteinsammlung der TUI AG Hannover findet ein bleibendes Zuhause im
Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten.
Die Sammlung umfasst mehr als 250 Exponate, die die Geschichte des Ostseeraums und Ostpreußens widerspiegeln. Dank finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Stiftung der Sparkasse Vorpommern konnte die Sammlung für die Stadt Ribnitz-Damgarten erworben werden. Die TUI AG hat sich seit 2019 intensiv dafür eingesetzt, ihre Sammlung im Deutschen Bernsteinmuseum, dessen Eigentümerin die Stadt Ribnitz-Damgarten ist, zusammenzuführen, um sie hier dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Mit einer Spannbreite von prähistorischen Exponaten aus den Anfängen der Bernsteinkunst über bedeutende Zeugnisse der barocken Kunst mit höfischer Provenienz sowie Kleinkunstwerke und Volkskunst ostpreußischer Herkunft aus dem 17. und 18. Jahrhundert dokumentiert sie eindrücklich die künstlerische Auseinandersetzung mit dem baltischen Bernstein. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Sammlung um ideologisch aufgeladene Objekte ergänzt und als Wanderausstellung zu Propagandazwecken in allen Teilen Europas gezeigt. Die Objekte, die einen nationalsozialistischen Bezug aufweisen, werden auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Konzepts bei ihrer Präsentation angemessen kontextualisiert werden. Das Deutsche Bernsteinmuseum ist sich seiner Verantwortung und seines historischen Vermittlungsauftrags bewusst.
Mit der dauerhaften Aufnahme in das Deutsche Bernsteinmuseum kann die historische Entwicklung der Bernsteinkunst am Museumsstandort Ribnitz-Damgarten nicht nur der Forschung, sondern auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Sammlung bedeutet eine wesentliche Erweiterung der kulturhistorischen Bestände des Museums und gibt Anlass zu einer Neugestaltung der Dauerausstellung.
Thomas Huth, Bürgermeister der Stadt Ribnitz-Damgarten, hob die Bedeutung der erworbenen Exponate für die Bernsteinstadt im Rahmen der Übergabe hervor: „Die Zusammenführung und dauerhafte Sicherung der Sammlung in Ribnitz-Damgarten verleihen uns als Tourismusstandort ein zusätzliches Gewicht. Darüber freuen wir uns sehr und unser besonderer Dank gilt allen Förderern, die den Ankauf dieser eindrucksvollen Exponate für unsere Stadt ermöglicht haben.“
In ihrem Grußwort zur Übergabe der Sammlung brachte Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten MV, ihre Freude zum Ausdruck, dass es den Beteiligten gelungen ist, die umfangreiche historisch bedeutende Sammlung für das Deutsche Bernsteinmuseum zu sichern: „Gemeinsam ist es gelungen, diese außergewöhnliche Bernsteinsammlung nach Mecklenburg-Vorpommern zu holen. Das ist ein großer Erfolg und unterstreicht die bundesweite Bedeutung des Bernsteinmuseums in Ribnitz-Damgarten. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat den Ankauf deshalb gerne unterstützt. Diese Sammlung macht MV um einen wichtigen Kulturschatz reicher. Ribnitz-Damgarten ist ohne Zweifel der richtige Ort, um diese Sammlung der Öffentlichkeit zu präsentieren und in den richtigen historischen Kontext zu setzen. Ich wünsche dem Museum, dass die Sammlung viele zusätzliche Besucher anlockt. Aber auch Forschende werden sicher mit großem Interesse den Zugang zu dieser Sammlung nutzen. Ich danke allen Partnern, die sich über eine lange Zeit mit uns gemeinsam für diesen wichtigen Kunstkauf eingesetzt haben, wie der Kulturstiftung der Länder, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Es ist großartig, dass dieser Kunstankauf mit vereinten Kräften gelungen ist.“
„Als Sammlung der Preussag gehörten die Exponate zum historischen Erbe der TUI. Viele Objekte sind bereits seit zwei Jahrzehnten dem Deutschen Bernsteinmuseum zur Verfügung gestellt worden. Hier finden sie nun dauerhaft ihren Platz, Experten übernehmen die Bewahrung dieses Kulturgutes. Damit bleibt die Sammlung dauerhaft für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum ist ein Ort, der den Tourismus-Standort Mecklenburg-Vorpommern bereichert. Jetzt hat die komplette Sammlung eine neue Heimat“– sagt Thomas Ellerbeck, Mitglied des Group Executive Committee der TUI Group. „Die Kulturstiftung der Länder hat den Ankauf der Bernsteinsammlung intensiv begleitet und freut sich daher besonders, dass diese nun – auch dank der von ihr in Auftrag gegebenen Gutachten, die die Grundlage für den Ankauf legten – dauerhaft im Deutschen Bernsteinmuseum präsentiert werden kann. Damit möchten wir auch dazu beitragen, Ribnitz-Damgarten langfristig als musealen Standort und als Stätte der Forschung zu stärken“, Prof. Dr. Frank Druffner, stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder. Dazu Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung: „Die Sicherung der Sammlung am Standort Ribnitz-Damgarten für das Deutsche Bernsteinmuseum war der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ein großes Anliegen. Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit der Stiftung der Sparkasse Vorpommern dazu beitragen zu können, diesen geschichtsträchtigen Kulturschatz einer breiten Öffentlichkeit dauerhaft sichtbar machen zu können.“
Axel Attula, wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Bernsteinmuseums, bestätigte abschließend: „Die Sammlung ist die einzige in ihrer Gesamtheit bewahrte große Bernsteinsammlung Ostpreußens. Sie ist auch für die gesamtdeutsche Geschichte ein unersetzbares Zeitdokument und einzigartiges Kulturgut. Wir sind glücklich und allen Mittelgebern sehr dankbar, dieses Vermächtnis der einstigen Ostpreußischen Bernsteinindustrie in unsere Sammlungen aufnehmen zu dürfen und in der Folge auch einen
Beitrag zur Aufarbeitung und historischen Deutung der Sammlungsstücke leisten zu können.“ Verkäuferin der Sammlung ist die TUI AG als Rechtsnachfolgerin der 1923 gegründeten Preussag. Diese hatte ihren Schwerpunkt im Steinkohle- und Erzbergbau, betrieb aber auch die Bernsteinwerke in Palmnicken (ehemals Ostpreußen, heute Russland) sowie die deutsche Bernsteinmanufaktur in Königsberg und Danzig. Die erworbene Sammlung gastierte 1944 im berühmten Hotel Tokatliyan in Istanbul und verblieb nach Kriegsende in der Türkei. Nach langwierigen Verhandlungen konnte die Sammlung schließlich 1961 nach Deutschland zurückgebracht und der Preussag als Eigentümerin übergeben werden. Sowohl Preussag wie auch TUI haben in der Vergangenheit Objekte der Sammlung verschiedenen Museen zur Verfügung gestellt. Bereits seit 2006 war ein bedeutender Teil dauerhaft an das Deutsche Bernsteinmuseum ausgeliehen.

Bild: (v.l.n.r.)
Reino Nickel, Vertriebsdirektor Firmenkunden Sparkasse Vorpommern und Vertreter der Ostdeutschen Sparkassenstiftung; Thomas Huth, Bürgermeister der Stadt Ribnitz-Damgarten; Prof. Dr. Frank Druffner, Stellvertretender Generalsekretär, Kulturstiftung der Länder; Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten MV; Thomas Ellerbeck, Mitglied des Group Executive Committee der TUI Group; Axel Attula, wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Bernsteinmuseums