Herzliche Einladung zum Benefizkonzert am 2. Juni 2018 um 17 Uhr in der Kirche zu Bentwisch
Am Samstag, 2. Juni 2018, um 17 Uhr:
Benefizkonzert
für die Restaurierung der Heinrich-Rasche-Orgel
in der Klosterkirche Ribnitz
in der Kirche Bentwisch
Orgelmusik von Dieterich Buxtehude, Alexandre Guilmant,
Josef Gabriel Rheinberger und Immanuel Ott
mit Christina und Birger Petersen
Eintritt frei – Kollekte erbeten!
Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde
Bentwisch-Volkenshagen
Stralsunder Straße 23, 18182 Bentwisch
Programm:
Dieterich Buxtehude
(1637–1707)
Praeludium in C BuxWV 137
Alexandre Guilmant
(1837–1911)
Sonate Nr. 3 c-Moll op. 56 (1881)
Preludio: Allegro maestoso e con fuoco
Adagio molto
Immanuel Ott
(*1983)
Ich will schweigen und meinen Mund nicht auftun
(2017)
Josef Gabriel Rheinberger
(1839–1901)
Sonate Nr. 4 a-Moll op. 98 (1876)
Tempo moderato
Intermezzo. Andantino
Fuga cromatica. Tempo moderato
Dass das erste Benefizkonzert für die Restaurierung der Heinrich-Rasche-
Orgel in der Klosterkirche Ribnitz in der Dorfkirche Bentwisch stattfindet,
ist selbstverständlich: Steht doch die schönste Orgel dieses wichtigen
Mecklenburger Orgelbau-Meisters des 19. Jahrhunderts eben in unserer
Dorfkirche! Und dass bald eine weitere Rasche-Orgel in unserer
Kirchenregion wieder instandgesetzt wird, ist für alle Orgelmusik-
Begeisterten eine wunderbare Nachricht.
Das Konzert beginnt beziehungsreich mit der wohl berühmtesten Orgelkomposition
– dem großen Praeludium in C – des deutsch-dänischen
Komponisten Dieterich Buxtehude, der als Kirchenmusiker an der
Lübecker St. Marien-Kirche zu überregionaler Berühmtheit gelangte –
selbst Johann Sebastian Bach pilgerte zu Buxtehude nach Lübeck. Von
musikhistorischer Bedeutung ist aber vor allem seine Kooperation mit Arp
Schnitger, dem wohl innovativsten norddeutschen Orgelbauer des 17.
Jahrhunderts, dessen Hamburger Werkstatt die norddeutsche Orgellandschaft
bis heute prägt. Das gilt auch für den Mecklenburger Raum: Heinrich
Rasche (1794–1876) lernt das Orgelbauerhandwerk in seiner Heimatstadt
Hamburg; die Orgeln Schnitgers erfüllen für ihn die Idealvorstellung eines
gelungenen Instruments, und eines der Instrumente Schnitgers setzte der
noch junge Heinrich Rasche 1832 von Hamburg ins Bentwisch benachbarte
Blankenhagen um. Eines der Instrumente des wichtigen Schnitger-Schülers
Hans Hantelmann steht in Cammin.
Dass sich die Musik des norddeutschen Barocks insofern gut auf den Orgeln
Rasches darstellen lässt, versteht sich. Aber auch die Musik des späten 19.
Jahrhunderts als Kernrepertoire der Orgelliteratur passt: Die beiden
wichtigsten Vertreter der zweiten Jahrhunderthälfte aus Deutschland und
Frankreich, Alexandre Guilmant und Josef Rheinberger, waren miteinander
gut befreundet und beziehen sich in Klangbild, formaler Gestaltung und in
der Übertragung von klaviertypischen Figuren gleichermaßen auf die
Orgelsonaten Felix Mendelssohn Bartholdys.
Die 3. Sonate c-Moll op. 56 von 1881 (auch in einer Fassung für
Harmonium erschienen) von Alexandre Guilmant zeigt eine interessante
Kombination aus der Klangsprache Beethovens in dessen Lieblingstonart c-
Moll, den Fugentechniken Johann Sebastian Bachs und der modernen
harmonischen Alterations-Charakteristik eines César Franck. Der zweite
Satz, ein französisches »Andante religioso«, bietet – ganz in der Art
Mendelssohns – melodisch-verinnerlichte Lyrik im Sinne der vielen
musikalischen Idyllen, die einen wesentlichen Teil von Guilmants
Popularität ausmachen, und kann als Prototyp für Léon Boëllmanns später
berühmt gewordener »Prière à Notre-Dame« aus dessen Suite Gothique
gelten.
Die Sonate a-Moll op. 98 von Josef Gabriel Rheinberger entstand in
Heinrich Rasches Todesjahr 1876. Sie beginnt mit einem Sonatensatz, in
dem als zweites Thema der 9. Psalmton, der sogenannte »tonus peregrinus«
eingesetzt ist – Grund für den gelegentlichen Beinamen der Sonate. Der
pastorale, »Intermezzo« überschriebene Mittelsatz wird von Rheinberger
später zunächst als »Andante pastorale« für Oboe und Orgel, schließlich in
großer Besetzung als zweiter Satz seiner Weihnachtskantate Der Stern von
Betlehem op. 164 »Die Hirten« eingerichtet. Den Abschluss bildet eine
»Fuga cromatica« mit einer chromatischen Tonleiter abwärts als Thema.
Dieses Thema, dem im Zwischenspiel diatonische Skalen gegenübergestellt
sind, wird kontrapunktisch streng durchgeführt und mündet in das
Hauptthema des ersten Satzes und den Psalmton als Schlusshymnus.
Immanuel Ott ist Professor für Musiktheorie an der Johannes Gutenberg-
Mainz und derzeit Rektor der Hochschule für Musik Mainz. Ich will
schweigen und meinen Mund nicht auftun wurde im Advent 2017 in der
Schwesterkirche Bentwischs, in Volkenshagen uraufgeführt. Der Komponist
schreibt selbst dazu:
»Das Stück ist eine kurze Meditation über die in Psalm 39 aufgezeigten
psychologischen Widersprüche. Der schwerkranke Beter ringt mit seinem
Schicksal. Bittet er anfangs noch um die Kraft, sein Leid und sein Schicksal
annehmen zu können, so ändert sich die Stimmung in den letzten Zeilen: Er fleht
Gott an, ihn aus seiner Situation zu erlösen. Im titelgebenden Vers 10 ›Ich will
schweigen und meinen Mund nicht auftun‹ wird zum letzten Mal im Psalm der
Vorsatz formuliert, äußerlich ruhig zu bleiben und die Würde bewahren zu wollen,
vor allem vor den ›Gottlosen‹ nicht schwach erscheinen zu wollen, denen die
Schwäche des Gläubigen Anlass für Spott geben würde. Schon im folgenden Vers
zeigt sich aber, dass die Situation für den Beter kaum noch zu ertragen ist und in
Vers 13 heißt es: ›Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien und
schweige nicht über meine Tränen‹. Die Musik bewegt sich zwischen diesen
Eindrücken, zwischen äußerer Wirklichkeit und geistiger Verfasstheit, Halt im
Glauben, innerer Justierung und dem Ringen um eine Antwort auf die Frage:
Warum?«
Immanuel Ott verbrachte seine Studienzeit an der Hochschule für Musik
und Theater Rostock – und spielte den einen oder anderen Gottesdienst an
der Bentwischer Heinrich-Rasche-Orgel, allerdings noch im unrestaurierten
Zustand.Dass die Orgel in dieser Komposition am Ende so klingen darf wie
vor ihrer Restaurierung, ist allerdings reiner Zufall – aber eine schöne
Reminiszenz ...
Birger Petersen
Birger Petersen
(*1972) studierte in Lübeck und Kiel (Promotion 2001 über die
Melodielehre Johann Matthesons). Neben Lehrtätigkeiten in Norddeutschland
war er zehn Jahre lang Kirchenmusiker im holsteinischen Eutin und
seit 2004 an der Hochschule für Musik und Theater Rostock tätig, seit 2008
als Professor. 2011 wurde er auf eine Professur für Musiktheorie an die
Johannes Gutenberg-Universität Mainz berufen. Er leitet dort die Abteilung
Musiktheorie und war 2014 Prorektor, 2015–2017 Rektor der Hochschule
für Musik Mainz. Seine Kompositionen erscheinen im Are-Verlag Mainz.
Christina Petersen
wurde 1980 in Bergen auf Rügen geboren und lernte dort Klavier bei Helga
Kreutzkamm und Marina Lebedèva und Orgel bei Dieter Kreutzkamm. Sie
studierte am Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Ernst-
Moritz-Arndt-Universität Greifswald Kirchenmusik (Orgel bei Helga
Günther und LKMD Prof. Frank Dittmer); 2005 schloss sie ihr
Kirchenmusikstudium mit der B-Prüfung ab. Sie unterrichtet Klavier an der
Welt-Musikschule »Carl Orff« in Rostock und ist als freie Organistin und
Pianistin tätig.